Eine enge Brückenbühne - Performing Arts Festival Blog 2018

Eine enge Brückenbühne

2. Juni 2019

KRITIKEN

Despina Kapetanaki zeigt ihre tänzerische Intervention „Project UBahn“ auf der Oberbaumbrücke.

Ignorieren? Einen Blick wagen? Stehen bleiben? So verschieden sind die Reaktionen der Passant*innen, die der Performance „Project UBahn” von Despina Kapetanaki begegnen. Inspiriert von alltäglichen Typen in der U-Bahn, tanzen die drei Performer*innen rund zwanzig Minuten lang in der Mitte der belebten Oberbaumbrücke mit Objekten, die uns im Alltag begleiten – Zeitung, Kopfhörer, Kaffeetasse. 

Während die (oft zufälligen) Zuschauer*innen stehenbleiben oder auf dem Trottoir sitzen, bewegt sich oft nur eine*r der drei Tänzer*innen. Einer von ihnen, der einen Regenschirm in der Hand hält, läuft, springt und bleibt plötzlich stehen. Durch die Choreografie gelingt es den Performer*innen, ein poetisches und abstrahiertes Bild der Straßenlandschaft zu zeigen. Spannung entsteht auch dadurch, dass der stille Tanz und die Musik des aktiven Verkehrs auf der Brücke aufeinanderprallen.

Wenig Platz für die Zuschauer*innen gibt es, aber viel für spontane Aktionen der Tänzer*innen. Aber da kommt wenig. Im Reich der Fußgänger*innen und Radfahrer*innen könnte viel mehr passieren, könnten die Tänzer*innen mehr Interaktion provozieren, um die Passant*innen zu irritieren, zu überraschen. Despina Kapetanaki nutzt diese Chance des öffentlichen Raumes kaum. Dennoch verwischt allmählich der Unterschied zwischen Tänzer*innen und Passanten. So wird „Project UBahn“ zu einer Gelegenheit, die Straße als spontane Bühne zu erleben, auch wenn ihr Potential nicht ganz ausgeschöpft wird.

von Takayoshi Goto

Foto: D. Kapetanaki