Minimalistische Spielwelten - Performing Arts Festival Blog 2018

Minimalistische Spielwelten

3. Juni 2019

KRITIKEN

Das BORGTHEATER – cyborg performing theater schickt das Publikum in „CYBORG-CITY2/odysseus.maschine“ auf einen Abenteuer-Parcours zu sich selbst.

„Was ist für dich Liebe?“, fragt der Cyborg mit den leuchtend roten Augen. Die Mitspielerin gibt ihm eine Antwort, doch die reicht ihm nicht. „Definiere genauer!“, erwidert er mit abgehackter Stimme. Keine Antwort. „Das dauert zu lange, du verlierst einen Lebenspunkt.“

Was heißt es, mit einer künstlichen Intelligenz zu kommunizieren? Was sind Gefühle? Was ist Liebe? Was ist Zeit? Mit diesen Themen setzt sich „CYBORG-CITY2/odysseus.maschine” auseinander. In der Produktion des BORGTHEATERS heißt es für die Zuschauer*innen nicht nur zu beobachten, sondern auch aktiv am Geschehen teilzunehmen. In der 75-minütigen Reise lernt man seine Mitspieler*innen besser kennen – und ein bisschen auch sich selbst.

Wie in einem Computerspiel begibt man sich von Level zu Level in einer dystopischen und futuristischen Welt im Jahr 2066. In Vierergruppen betritt man die Spielwelt im vierten Stock des Kühlhaus Berlin. Sie besteht aus verschiedenen zeltähnlichen Räumen, die einem Labyrinth ähneln. Jede*r Besucher*in erhält vor dem Spiel ein weißes Armand, das mit vier roten Punkten bestickt ist – Lebenspunkte, die man im Laufe des Spiels verlieren kann.

Das wird den Spieler*innen zu Beginn von Odysseus erklärt, der uns in die Welt von CyborgCity einführt. Odysseus ist ein Cyborg, der durch den Kontakt mit Menschen merkt, dass er CyborgCity verlassen und den Weg nach Ithak.hom finden will. Dafür braucht er die Hilfe der Spieler*innen, die für ihn Informationen über Emotionen, Gefühle und Zeit sammeln sollen. Deshalb gibt er uns Anweisungen und Überlebens-Tipps, zum Beispiel, dass man am Besten im Cyborgmarsch vorankommt: Knie leicht gebeugt, die Arme etwas angewinkelt. So begibt man sich von Raum zu Raum und lernt andere Cyborgs kennen, bei denen man spielerisch Aufgaben lösen und Fragen beantworten muss.

Setzte sich das BORG-Theater im vergangenen Jahr mit dem Kampf um Troja auseinander, ist die Reise durch CyborgCity an die „Odyssee“ angelehnt, die Odysseus’ Abenteuer auf den Weg von Troja zurück nach Ithaka erzählt. Nicht nur der spielerische Charakter der Performance überzeugt, sondern auch die Gestaltung der verschiedenen Räume. Obwohl sie minimalistisch gestaltet sind, lassen sie einen direkt in die Spielwelt eintauchen.

Von Fabio Holub

Foto: Lucy Rose Nixon